Curd Jürgens an Gebr. Reischenbeck. München, 16.8.1946
Lieber Herr Reischenbeck!
Bitte der Überbringerin meinen Anzug auszuhändigen.
Wie Sie sich erinnern, war Ihr Vorschlag zwei Schachteln Zigaretten und ich habe auf 5 Schachteln erhöht, in der Hoffnung, beide Anzüge so schnell zu bekommen.
Anbei 1 ½ Schachteln, die übrigen selbstverständlich sofort bei Beginn des zweiten Anzuges.
Beste Grüsse und vielen Dank für das Tempo. Nach meiner Rückkehr aus Wien komme ich gleich bei Ihnen vorbei.
Information Control Division an Curd Jürgens. Regensburg, 30.09.1946
Herrn Curt Jürgens
Straubing
Stadttheater
Sie wurden von Herrn Heinz Piper als Referenz angegeben. Wollen Sie uns deshalb nachstehende Fragen auf der Rückseite dieses Schreibens beantworten.
- Seit wann kennen Sie [H]errn Heinz Piper?
- Was sind Ihre Berührungspunkte?
- Was wissen Sie über seine politische Tätigkeit
- ) Was ist seine politische Meinung?
- Waren Sie selbst Mitglied der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen?
gez. Unterschrift
NACHRICHTEN KONTROLLAMT
DIENSTSTELLE REGENSBURG
Curd Jürgens an die Information Control Division. [München], 7.10.1946
Regensburg Detachment
Office Of Military Government For Bavaria
Information Control Division
z.Hd. Mr. Frank
R e g e n s b u r g
Bezugnehmend auf Ihr Schreiben vom 30.9.1946 teile ich Ihnen als Zusatz zu den 5 auf der Rückseite Ihres Schreibens beantworteten Fragen aus freien Stücken noch folgendes mit:
Der Schauspieler Heinz Piper ist, wie unter Punkt 1.) Ihrer Fragen bereits angegeben, seit Mai 1936 mir bekannt. Obwohl ich darüber informiert war, dass er im Laufe des Krieges als Ansager des Kurzwellensender Berlin verpflichtet war, möchte ich zusätzlich zu meinen Ausführungen hinzufügen, dass Herr Heinz Piper seiner Gesinnung nach, die zu studieren und kennen zu lernen ich im Laufe dieser 10 Jahre oft Gelegenheit hatte, niemals mit den nationalsozialistischen Weltanschauungen einverstanden gewesen ist und sich, wie der ganze Kreis der in unserer Berufssparte tätigen Künstler, allen nationalsozialistischen Ideen gegenüber ablehnend verhalten hat. Soweit ich informiert bin, ist seine Tätigkeit als Ansager beim Kurzwellensender niemals propagandistisch gewesen und niemals in irgendeiner politischen Form in Aktion getreten.
Ich stehe zur weiteren Einvernahme jederzeit gerne zur Verfügung und verbleibe
mit besten Grüssen!
Curd Jürgens an die Information Control Division bzgl. Gesinnung von Schauspielkollege Heinz Piper. [München], 7.10.1946Zu Punkt 1.) Ich kenne Herrn Heinz Piper seit Mai 1936, wo er gleich mir als Nachwuchsdarsteller in dem Film “Liebe kann lügen“ beschäftigt war. Seit dieser Zeit war er (zu Punkt 2.) oft in meinem Hause und wurde ständiger Gast bei mir und meiner Familie.
Zu Punkt 3.) Soweit ich informiert bin, hat sich Heinz Piper politisch überhaupt nie betätigt und ist ihm auch eine Militär-Tätigkeit durch seine Dienstverpflichtung als Ansager beim deutschen Kurzwellensender in Berlin erspart geblieben.
Zu Punkt 4.) Es herrschte in diesen Kreisen von [B]erliner Schauspieler[n] und Künstler[n], welche zu meinem Bekanntenkreis zählten, immer eine so einmütige Einstellung gegen den Nationalsozialismus, dass ein nationalsozialistisch eingestellter Mensch keinen Zugang zu diesen Kreisen gefunden hätte. Trotzdem ich mich nie an persönlich ausgesprochene Aussagen Heinz Piper’s erinnern kann, bin ich der festen Überzeugung, dass er niemals eine nationalsozialistische Meinung oder Weltanschauung gehabt hat. Ich weiss nur soviel ganz sicher, dass er auf Grund privater Verhältnisse (Verlobung mit einer Engländerin) ausgesprochen anglophil eingestellt war, ein Umstand, der uns als Alibi für seine Gesinnung genügte.
Zu Punkt 5.) Ich selbst war nie Mitglied der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen. (Ausgenommen Mitglied der Reichstheater- und Reichsfilmkammer).
(Curd Jürgens)
Lizenznummer 1041.
Curd Jürgens an Anni Boos. [München, 1946]
Wie mir durch meinen Schwager Hermann Basler mitgeteilt wird, hat Robert ein Briefchen geschickt, in dem er bestätigt, daß das seinerzeit vorigen Sommer bei Ihnen deponierte Silberkästchen von mir anläßlich meines letzten Besuches in Wöllstein abgeholt worden sei. Ich muß Ihnen ganz ehrlich sagen, daß durch die vielen Verlegungen und unendlichen Transportschwierigkeiten kurz nach der Überrollung es mir einfach nicht mehr möglich ist zu übersehen, ob dabei wirklich der Silberkasten von Wöllstein abtransportiert worden ist oder nicht. Ich war bisher der festen Überzeugung, daß der Silberkasten nicht abgeholt worden ist und finde auch keine Möglichkeit, wo er sonst sein könnte. Auch Judith, die mir beim Einladen seinerzeit half, teilt meine Ansicht. Meine Frau verlangt nun diesen Silberkasten zurück. Ich bitte Sie, die große Liebenswürdigkeit zu haben, zusammen mit Ihrem Herrn Vater alles zu tun, um sich womöglich zu erinnern, ob dieser Kasten doch noch in Wöllstein geblieben ist. Es ist bei der Vielfalt der Gegenstände, welche Robert freundlicherweise im Hause Wöllstein von Freunden untergebracht hat, wahrscheinlich ein großes Durcheinander im Laufe der Zeit entstanden und es ist sicher gut möglich, daß so ein kleiner Silberkasten einfach in Vergessenheit geraten ist. Ich bitte Sie nochmals mir zu verzeihen, daß ich Ihnen nun auch noch Unannehmlichkeiten mache und die Mühe einer neuerlichen Untersuchung, aber ich hoffe, daß Sie meine Situation verstehen werden. Bitte wollen Sie eine Nachricht an mein Münchner Büro Paradiesstr.10, München 22, senden.
Ich hoffe, sehr verehrtes gnädiges Fräulein, daß es Ihnen sehr gut geht und Sie und Ihre Familie den Winter gut verbracht haben. Ich bitte Sie, meine herzlichsten Grüße für Sie und Ihre Eltern zugleich mit meinem herzlichsten Dank für Ihre freundliche Mühewaltung schon jetzt entgegennehmen zu wollen.
Ihr
[Charles Weston] an Curd Jürgens. Augsburg, 10.5.1946
In Beantwortung Deines Schreibens vom 7.5., geschrieben von Fräulein Rapp an Luise möchte ich Dir folgendes mitteilen:
Luises Kontrakt läuft noch bis zum ersten Juni, und sie wird erst nach diesem Termin in der Lage sein, nach München zu übersiedeln.
Deine Möbel (d.h. die ich Dir mietweise überlassen möchte) sind zum grössten Teil fertig. Sie bestehen aus:
1 Schreibtisch 1 Rauchtisch
2 Regale
1 Schrank, diese vier Teile in dunkel Nussbaum
1 Couch
Diese Möbel sind bei Herrn Dr. Heimberg, Augsburg Hochzoll, Hochvogelstr. 13 in einer Baracke eingelagert und könnten jederzeit nach München überführt werden. Sämtliche Möbel sind Neuanfertigungen.
Weitere Möbel bestehend aus:
2 Sesseln
1 Fliesentisch
bilden meine Wohnungseinrichtung in der Lutzstr., sind mein Eigentum und sind verfügbar sobald meine Versetzung nach München akut wird.
Zusätzliche Möbel, nämlich:
2 Sessel
1 Couch, von denen die 2 Sessel für Dich bestimmt sind, befinden sich noch in Arbeit, da ich den Bezugstoff bislang nicht bekommen konnte. Bis zum ersten Juni hoffe ich diese Möbel verfügbar zu haben.
Für dich hatte ich ein complettes Herrenzimmer, bestehend aus Schreibtisch mit Stuhl, 3 Schränken (davon 2 Regale), Rauchtisch, Couch und 2 Sesseln vorgesehen.
Luise hat noch einige eigene Möbel, die gleichfalls bei Dr. Heimberg eingelagert sind.
Die Frage ist nun: Sollen wir solange warten bis alles fertig und beisammen ist, insbesondere solange, bis ich nach München verziehe und meine Einrichtung in der Lutzstr. zur Überführung frei wird, oder brauchst Du die bereits fertigen Stücke so dringend, dass sich ein zweiter Transport späterhin lohnt? Für die Gesamtüberführung aller Möbelstücke zu einem Zeitpunkt nach meiner Abberufung aus Augsburg könnte ich durch einen örtlichen Fuhrunternehmer Sorge tragen, während das augenblicklich recht schwer wäre.
Luise möchte nun noch gern wissen wie gross das Fenster in ihrem Zimmer ist, weil sie sich evtl. die Vorhänge und die Leiste hier anfertigen lassen will. Vielleicht könnte Frln. Rapp das einmal ausmessen. Wir wären ihr dafür sehr verbunden.
In der Hoffnung Dich recht bald zu sehen
bin ich mit herzlichem Gruss
Dein Charlie
P.S. Die Sache mit Bruckner wurde nach erheblichem Protestgeschrei meinerseits von Van Loon’s Office zurückgenommen.