Schriften zur « neuen » Form des Theaters und sein Verhältnis zum Film, 1940er Jahre

Schriften zur "neuen" Form des Theaters und sein Verhältnis zum Film, 1940er Jahre

Schriften zur « neuen » Form des Theaters und sein Verhältnis zum Film, 1940er Jahre

So grausam es klingen mag; die Theaterkrise bietet einen günstigen Anlass sich auf die Suche nach einer neuen Form des Theaters, nach einem Stil zu begeben, der den veränderten kulturellen und zivilisatorischen Umständen unserer Zeit Rechnung trägt. Ich sage ausdrücklich zivilisatorisch, weil es keinen Sinn haben kann, wollten wir die Entwicklungen der Hygiene und der Technik nicht auch in die moralischen und ästhetischen Betrachtungen über das heutige Theater einbeziehen. Lire la suite

Schriften zum Schauspieler im Theater und im Film, ca. 1940er Jahre

Schriften zum Schauspieler im Theater und im Film, ca. 1940er Jahre

Schriften zum Schauspieler im Theater und im Film, ca. 1940er Jahre

Schauspieler[,] die am Theater mit Leichtigkeit seitenlange Texte auswendig lernen, die zum Studium einer Rolle grossen klassischen Ausmasses nur wenige Tage brauchen kleben oft ängstlich an einem Dialogfetzen wenn die Kamera zu surren beginnt:

Ist es die Nervosität der Premiere? Nein[.] Die Angst vor der “Technik“? Wohl nur zum Teil: Immer muss es das unbewusste Gefühl der Unterlegenheit gegenüber einem Ding sein das immer konzentriert ist.

Die Kamera ist immer konzentriert

gesammelt

Der Mensch und der Darsteller vor allem leider nicht.

Die Kamera erinnert mich oft an ein Tier, das den Menschen verwundert, gesammelt, überlegen, mit der atavistischen Konzentrationsfähigkeit anschaut.

Schriften zum Schauspieler im Theater und im Film, ca. 1940er Jahre

Schriften zum Schauspieler im Theater und im Film, ca. 1940er Jahre

Die Erkenntnis, dass eine Scene wirkungslos ist wenn der Darsteller nicht im richtigen Licht steht, hat den Filmschauspieler gezwungen aus der Beengung, der Einschränkung der persönlichen Freiheit wie ich es nennen möchte, eine Tugend zu machen und so muss seine Arbeit viel mehr als am Theater immer eine gebändigte eine beherrschte Leistung sein, deren Kraft eben darum suggestiv und unmittelbar wirkt. Lire la suite

Tagebucheintragungen 1964

Tagebucheintragungen 1964

Der Nachmittag und der Abend vergeht mit Herumsitzen im Patio der „Auberge Royale des Temples d’Angkor Wat“. Schauspieler, Assistenten, Executives sitzen herum, spielen Urlaub und können sich im Grunde nicht ausstehen. Noch ist die erste Phase der Zusammenlebens einer Filmequippe nicht durchlaufen.

Die Mitglieder haben noch keinen Wert, erst keine Gelegenheit, noch zuviel Unsicherheit, um ihren peinlichen Eitelkeiten freien Lauf zu lassen. Sie halten die Zügel zusammen, beobachten sich gegenseitig und suchen alle und Alles herunterzumachen, um sich selbst Mut zu machen. Die nächste Phase ist gewöhnlich Anbiederung, Freundschaft […]

Tagebucheintragungen 1964

[…] für’s Leben, der dann als 3. Phase Besoffenheit, Excess, Feindschaft, Wut, Resignation und Hoffnung auf’s Heimkommen folgt. Der Ablauf ist fast immer der Gleiche: Eine gelungene Szene eines Schauspielers lässt den Kreis, den er um sich gebildet hat, in he[k]tischer Euphorie Excesse treiben, die zu gnädiger Freundschaft mit dem Kreis führen, der gerade dabei ist sich herablassend zu äussern, weil er sich nicht im Zentrum fühlt: Dies führt zu einer Pseudo-Verbrüderung, die aber nur solange dauert, bis der neue in den Mittelpunkt rückt, sei es durch eine gute […]

Tagebucheintragungen 1964

[…] Szene, die gelobt wurde.

[x Einschub linke Seite:] Meist sind die Szenen, die einen Schauspieler erfreuen, die schlechten. Da er sich ewig selbst beurteilt, liebt er sich in Szenen, die ihm im Grunde nicht liegen. Wird er gelobt, ist er sofort glücklich und merkt zwar mit seinem Radar, dass es nur geschah um ihn zu „lockern“ oder anzuspornen, vergisst es aber schnell, weil sein Selbsterhaltungstrieb es ihm gebietet. So glaubt er sich erfolgreich – (gegen sein besseres Wissen)

[Fortsetzung rechte Seite:] , sei es durch eine gute Idee die privaten Abende zu verbessern. Z.B. er findet ein neues Restaurant, ein neues Bordell, er kommt plötzlich mit einer eingeborenen Freundin, er hat Schwarzhändler an der Hand, oder er hat wirklich die Sehenswürdigkeiten gesehen! Kommt so ein Anzeichen von Originalität zum Bewusstsein der Übrigen, sofort rückt er in den Mittelpunkt – „Der X hat übrigens auch gefunden, das Fon-Kuk [vermutlich « Gom Guk »] im Hôtel de Paris ist besser“ – Größerer Glanz kann kaum auf ihn fallen. Nach einer Weile löst sich die Spannung zwischen […]

Tagebucheintragungen 1964

[…] zufällig entstandenen Gruppen in allgemeines – im Grunde gelangweiltes – „wir müssen zusammenhalten“ auf. Und das ist meist die Phase, wo dann wirklich was passiert. D.h. der eine dem anderen die Frau wegnimmt, der dritte die Dinge lässt wie sie sind, und sich auf vergessene romantische Ideale besinnt und entweder zu arbeiten beginnt, oder wirklich Land & Leute kennenzulernen sucht oder resigniert. Die dritte Phase wird fast immer durch einen Krach eingeleitet. Manchmal ist die Krach-Rowdiestimmung von den Technikern ausgegangen. Sie haben „Union-Meetings“ einberufen, und diese […]

Tagebucheintragungen 1964

Stimmung wird von einem der „Chefs“ benutzt, sich in Szene zu setzen. Ein Star wird ungeduldig, fühlt sich zurückgesetzt die Nachrichten sind schlecht oder bleiben aus, Eifersucht auf Telegrammen wird man mit – „ich scheisse auf den Beruf sieh nur wie betulich die Leute hier leben“- beantwortet. Bis dann schliesslich jeder heilsfroh ist, abzureisen

– Soweit sind wir noch nicht. Wir sind ganz am Anfang.

Tagebucheintragungen 1964

Diesmal ist die erste Klasse voll, doch neben uns sitzt – sehr zu meiner Freude, John Huston. Aber Paris ist zu. Nach einstündiger Umkreisung dirigiert man uns nach Tours. Der erste von den 4 Tagen, die ich Urlaub habe, scheint im Arsch zu sein. Kurz entschlossen mieten wir uns ein Auto – fahren in die Stadt um ein touränisches Mittagsmahl zu halten (Huston trinkt Bier und Quetsch) und dann fährt uns der schlechteste Chauffeur Frankreichs durch Londoner Nebel in Stunden nach Paris. Huston erzählt vom Bibel-Film, dass er Picasso für die Canvas-decorationen, Stravinsky für das Musik-Score, die Callas für die Salome und völlige Freiheit hat, zu tun was er will. Er hat Pfeife rauchen begonnen – wir alle stehen unter dem Druck des Kennedy-medical-reports – lung-cancer and cigarettes – und bemühen uns das Zigarettenrauchen aufzugeben. Aber Huston meint es passe nicht zu uns, er komme sich vor wie mit Pantoffeln.

Tagebucheintragungen 1964

Wiedersehen mit Tilla Durieux. Sie ist 84! Kommt es mir so vor, oder hat sie mongolische Gesichtszüge wie Madame Nam? « Wir können unseren Beruf nicht aufgeben, ebensowenig wie ein Dieb aufhören kann zu stehlen » sagt sie mir, als ich von meiner Idee des Pausierens zu sprechen anfange. « Sagen wir, ebensowenig wie jeder Besessene nicht aufhören kann. Sei er ein Forscher, ein Abenteurer, ein Jäger, oder ein Dieb » – « Nein », sagt sie, und stampft mit dem Stock auf, « eben nur wie ein Dieb nicht aufhören kann zu stehlen, ein Betrüger nicht aufhören kann zu betrügen, so können wir nicht aufhören zu spielen. » – Sie lacht mich aus, blitzt mich mit grünen, schrägen Augen voll Hohn an: « Lassen Sie mich’s wissen, wenn Sie es schaffen sollten, den Beruf an den Nagel zu hängen. »

Tagebucheintrag vom 2.1.1959

Tagebucheintrag vom 2.1.1959

Tagebucheintrag vom 2.1.1959. Autograph: Curd Jürgens

2. Januar

Gegen 3h, ohne sonderliche Feierlichkeit, ohne sonderlichen Höhepunkt, ohne besonderen Einschnitt – das neue Jahr – wahrgenommen zu haben – gingen Simone & ich in XAVIERE & Steffi’s Zimmer schlafen, so den Rest der zusammengeschmolzenen Gesellschaft unter der Obhut der Schwiegermutter & Steffis lassend.

Ich kann nicht sagen, dass es ein besonders sensationelles Sylvester war, weder äusserlich noch emotionell, wo ich doch gern und abergläubisch solchen Augenblicken eine Bedeutung beimesse, und eifrig nach Elementen suche, die einen Ausblick geben. Diese Engländer kennen keine Feiertage – Gleich wieder arbeiten, am 1. Jänner!

Wir drehen da an einem entlegenen, pittoresken Platz, ungefähr eine Stunde Motorbootfahrt vom zentralen Star-ferry-Hafen Hongkongs entfernt[.] Es soll dort die Sequenz entstehen, in der das Fährschiff an den rotchinesischen den Ufern strandet. Ein fauler Nachmittag in stechender Sonne, blaue violett schillernde Hügel ragen dicht in’s gelbe chinesische Meer, Dschunken mit bettelnden Bewohnern umringen das Fährschiff die IFAA-TSAN, in der Ferne hält ein Polizeiwachboot. Um sicher zu sein. Die rotchinesischen Gewässer sind nicht allzufern, und es könnte leicht passieren, dass die Filmgeschichte Wahrheit wird. Walter Hiss, der Quickcorrespondent, der hergeschickt […] Lire la suite

Tagebucheintrag vom 1.1.1959

Tagebucheintrag vom 1.1.1959

Tagebucheintrag vom 1.1.1959. Autograph: Curd Jürgens

1959, Hong Kong. Kon-tiki, Repulse bay

Maman,

Dieses Tagebuch ist sehr intelligent von Frau Lazar für Simone geschenkt worden. Aber, obwohl lang vor dem 31 Januar geschenkt, lang vor Beginn des neuen Jahres 1959, hat meine geliebte kleine Person nicht allzuviel hineinzuschreiben gewusst, bisher. So, an diesem vielleicht ersten stillen Abend seit einem Jahr, den ich ohne Simone verbringe (siehe 31. Jänner) komme ich auf die Idee ein bisschen Erinnerungskrücke zu schmieden, indem ich versuche zu erzählen, was geschah, im neuen Jahr. Nun Sylvester war so:

Die Engländer arbeiten am 31. Dez. bis fünf, ich kam nach Haus und Simone hatte Zi 105, unter/neben uns zu einem fashionablen chambre-sépareé ausgebaut in dem wir mit unseren Freunden & Gästen STEFFI, HERBERT HUBERT, WALTER HISS, XAVIERE, SIMONE, ICH ein gutes Diner hatten mit Chambertin, Bollinger 49, um 12h Mitternacht das neue Jahr einluden.

Punkt ½ 1h kam laut Verabredung die „party“ Orson & Paula Welles, Lewis & Hilde Gilbert, George v. Kru[i]senstjerna & Frau, John Stoll [Anm.: Production-Designer des Films FERRY TO HONG KONG], Peter Hunt [Anm.: Cutter des Films], Jeremy Spenser, Mr. & Mrs. Pfiftur, Gerry Lewis, John Stark mit POLA, von der noch zu berichten sein wird, George Ma[y]nard, the producer

Tagebucheintragungen vom 5.8. bis 8.8.1947

Tagebucheintragungen vom 5.8. bis 8.8.1947

Tagebucheintragungen vom 5.8. bis 8.8.1947. Autograph: Curd Jürgens

5. August

Premiere [Anm.: von « Die Frau des Potiphar »] verläuft einwandfrei

Nachts nach der Premiere über die Tauern[,] Katschberg nach Ossiach, in Zillach wird die Zylinderkopfdichtung brüchig ich finde eine neue[,] gegen 2h bin ich bei den Filmleuten [Anm.: gefilmt wird HIN UND HER (1947), R: Theo Lingen]. Quartier bei einer singenden Schneiderin in einem entzückenden Holzhäusl wo ich hoffentlich viel Ruhe haben werde […]

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Tagebucheintrag vom 12.1.1947

Tagebucheintrag vom 12.1.1947

Tagebucheintrag vom 12.1.1947. Autograph: Curd Jürgens

Sonntag, 12. Jänner

Vormittags sind wir zur Vorführung des ersten deutschen Nachkriegsfilm geladen. Wolfgang Staudte hat ihn mit unerhörten Effekten scheinbar ganz billig insceniert. In Erinnerung an beste russische Manier Wechseln die Ruinen Berlin’s mit riesigen Grossaufnahmen. – „Die Mörder sind unter uns – Antina[t]zi Hauptrolle: ein Double von Himmler. Held: Typ: halb SA Mann halb Kosacke. Seinetwegen darf der Film nicht aufgeführt werden, er war nämlich wirklich in der S.A. u. hat den Fragebogen gefälscht und sitzt jetzt.

– Nachm[ittags] kommt Hertha Henckel. H. leben vom Schmuckverkaufen in einem Zimmer von Schloss Wolfsberg, das[s] die Engl[änder] beschlagnahmt haben.

– Abds. Gaslicht, anschließend Filmclub

 

 

Terminauflistung, ca. 1948

Terminauflistung, ca. 1948

Terminauflistung, ca. 1948. Autograph: Curd Jürgens

Terminauflistung des Jahres 1948

Terminauflistung des Jahres 1948

Terminauflistung des Jahres 1948. Autograph: Curd Jürgens

DU MEIN STILLES TAL (1955) Werkfoto

Curd Jürgens und Paul Hörbiger

Curd Jürgens, Paul Hörbiger