Tagebuch "Nachhilfestunden in Heimweh", 1972

Tagebuch « Nachhilfestunden in Heimweh », 1972, 4

Tagebuch "Nachhilfestunden in Heimweh", 1972

Tagebuch « Nachhilfestunden in Heimweh », 7.-8. Kapitel, begonnen in Tokio, 9.2.1972

Wie oft habe ich Simone so beobachtet. Manchmal hatte mich der Anblick so überwältigt, dass ich vorsichtig das Kissen küsste, unter dem sie ihren Kopf versteckte, so dass man nur den lächelnden Mund sieht und die grossen breiten Nasenflügel, die sie immer so aufbläht wenn sie sich in den Spiegel schaut

Wird es noch lange so weitergehen, werde ich noch Jahre lang nachts im Bett aufsitzen in ein schlafendes Gesicht schauen und dabei an Simone denken? Es gibt Augenblicke, (die manchmal den ganzen Tag vergolden), in denen ich mich so jung fühle, dass ich garnicht begreifen kann wie die Zukunft ohne Simone aussehen wird.

Es kommt mir vor, als sässe ich in einem Studio, mitten in einer Decoration alle Lampen sind eingeschaltet, die Kamera ist auf mich gerichtet, die Requisiten sind parat doch die Belegschaft, die Partner, der Kameramann und der Regisseur sind fort. Sie drehen irgend wo anders einen Film, in dem ich nicht mitwirke. Bis an mein Ende werde ich so dasitzen müssen, geschminckt im Kostüm und warten, dass sie alle zurückkommen um weiterzumachen.

Tagebuch "Nachhilfestunden in Heimweh", 1972

Tagebuch « Nachhilfestunden in Heimweh », 7.-8. Kapitel, begonnen in Tokio, 9.2.1972

Früher als ich noch in teueren Filmen mitwirkte, passierte das manchmal:

eine Scene wird probiert, der Regisseur ist unzufrieden, man hat ohne Enthusiasmus ein paar Mal gedreht und dann kommt der fürchterliche Moment, wo nach dem “CUT“ des Regisseurs kein Kommentar mehr zu hören ist. Eine Pause, in der man nur die blauen Tageslichtprojectoren singen hört. Meistens schleichen sich dann die alten erfahrenen Bühnenarbeiter als erste weg, behutsam so als suchten sie was, irgendwo ausserhalb der Decoration. Dann kommt der Regisseur meistens legt er Dir den Arm um die Schulter und flüstert: “Ich denke es ist am Besten wir machen eine kleine Pause und lassen Dich ein wenig allein. Geh den Text in Ruhe durch und probiere die Stellungen

Ich bin sicher in 10 Minuten haben wir die Scene prima im Kasten. Es liegt nicht an Dir wir haben einfach zuviel an Details gefeilt“ So oder ähnlich redet er wohl dann, und wenn er ausgesprochen hat ist das Atelier schon leer.

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