Fragmente zu einer Novelle, ca. 1940er Jahre

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Fragmente zu einer Novelle, ca. 1940er Jahre

Fragmente zu einer Novelle, ca. 1940er Jahre

 

Gedanken über das Schauspielern, ca. 1940er Jahre, 2

Gedanken über das Schauspielern, ca. 1940er Jahre

Gedanken über das Schauspielern, ca. 1940er Jahre

Ich schäme mich nicht zwei Erlebnisse, die mir tiefen Einblick in die Höhen und Tiefen des menschlichen Daseins gewährten, zum Anlass zu nehmen, die Art des Darstellungsstils, welchen moderne Psychoanalyse einerseits, der Wunsche zum überhöhten Realismus und die Sehnsucht jedes Künstlers nach Wahrhaftigkeit andererseits, zu analysieren.

Ich habe mich sogar, während ich Augenzeuge dieser beiden „Scenen“ aus dem Leben war, dabei ertappt, die Acteure in gute und schlechte Schauspieler einzuteilen. Ich ging also soweit, Menschen, die in ungewöhnlichen Situationen belauscht wurden, nach ihrer Reaktion zu bewerten. Weiterlesen

Gedanken über das Schauspielern, ca. 1940er Jahre, 1

Gedanken über das Schauspielern, ca. 1940er Jahre

Gedanken über das Schauspielern, ca. 1940er Jahre

Die Kamera “spürt“ was der Mensch denkt, sie “wittert“ jede Veränderung und, wenn Du ihr richtig entgegentrittst reisst sie Dir erbarmungslos alle Hüllen vom Leibe und Du stehst nackt armselig vor ihr ausgeliefert, bereit Dir in’s Herz schauen zu lassen

Und wie jeder Schaffensprozess ein zumeistens fast erotisches Glücksgefühl ist, so ist das vollendete Zusammenklingen auch bei unserem Beruf erst möglich wenn die Scham sich jubelnd verflüchtigt und nur Liebe und Demut bleibt. Weiterlesen

Schriften zum Schauspieler im Theater und im Film, ca. 1940er Jahre

Schriften zum Schauspieler im Theater und im Film, ca. 1940er Jahre

Schriften zum Schauspieler im Theater und im Film, ca. 1940er Jahre

Schauspieler[,] die am Theater mit Leichtigkeit seitenlange Texte auswendig lernen, die zum Studium einer Rolle grossen klassischen Ausmasses nur wenige Tage brauchen kleben oft ängstlich an einem Dialogfetzen wenn die Kamera zu surren beginnt:

Ist es die Nervosität der Premiere? Nein[.] Die Angst vor der “Technik“? Wohl nur zum Teil: Immer muss es das unbewusste Gefühl der Unterlegenheit gegenüber einem Ding sein das immer konzentriert ist.

Die Kamera ist immer konzentriert

gesammelt

Der Mensch und der Darsteller vor allem leider nicht.

Die Kamera erinnert mich oft an ein Tier, das den Menschen verwundert, gesammelt, überlegen, mit der atavistischen Konzentrationsfähigkeit anschaut.

Schriften zum Schauspieler im Theater und im Film, ca. 1940er Jahre

Schriften zum Schauspieler im Theater und im Film, ca. 1940er Jahre

Die Erkenntnis, dass eine Scene wirkungslos ist wenn der Darsteller nicht im richtigen Licht steht, hat den Filmschauspieler gezwungen aus der Beengung, der Einschränkung der persönlichen Freiheit wie ich es nennen möchte, eine Tugend zu machen und so muss seine Arbeit viel mehr als am Theater immer eine gebändigte eine beherrschte Leistung sein, deren Kraft eben darum suggestiv und unmittelbar wirkt. Weiterlesen

Curd Jürgens über Romy Schneider in den 1950er Jahren

Curd Jürgens über Romy Schneider in den 1950er Jahren

Curd Jürgens über Romy Schneider in den 1950er Jahren

Ich stelle vor: “Preminger – Magda Schneider.“

“Und ich weiß nicht, ob Sie von Romy Schneider gehört haben, Magdas Tochter. Sie ist im Moment in Deutschland ein unerhört erfolgreiches Mädchen. Sie ist unsere ‚Wunder-Sissy’.“

Da zupft mich Otto Preminger am Arm und zieht mich auf die Terrasse hinaus. Und sagt: „Spricht dieses zauberhafte Mädchen denn englisch oder französisch? Ich drehe in zwei Monaten hier an der Côte d’Azur der Sagans Erfolgsbuch ‚Bonjour Tristesse’. Eigentlich bin ich nur hier, um mir Ihr Haus anzuschauen, ob ich hier filmen könnte.“ Weiterlesen

Tagebucheintragungen vom 5.8. bis 8.8.1947

Tagebucheintragungen vom 5.8. bis 8.8.1947

Tagebucheintragungen vom 5.8. bis 8.8.1947. Autograph: Curd Jürgens

5. August

Premiere [Anm.: von „Die Frau des Potiphar“] verläuft einwandfrei

Nachts nach der Premiere über die Tauern[,] Katschberg nach Ossiach, in Zillach wird die Zylinderkopfdichtung brüchig ich finde eine neue[,] gegen 2h bin ich bei den Filmleuten [Anm.: gefilmt wird HIN UND HER (1947), R: Theo Lingen]. Quartier bei einer singenden Schneiderin in einem entzückenden Holzhäusl wo ich hoffentlich viel Ruhe haben werde […]

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Persönliche Aufzeichnungen „Weg zu Gott“, 8.2.1941

Persönliche Aufzeichnungen "Weg zu Gott", 8.2.1941

Persönliche Aufzeichnungen „Weg zu Gott“, 8.2.1941

Weg zu Gott

Manchmal, wenn die Sterne scheinen

und Tränen über den dunklen Himmel weinen

höre ich, wie von gestopften Posaunen

Engelstimmen über die Welt hinraunen

Dieser Gesang gibt mir die Kraft

den Weg zu gehen, der mein Leben aus macht

u. aller Trauer zu höhnen:

Die Musik von diesen paar Tönen.

Es ist der Gesang von der fernen Liebe,

die umherläuft und an jedermann’s Türe klopft

Und wie mit einem grossen Siebe

die Unwürdigen durchlässt in den lichtlosen Topf

die Würdigen aber bleiben als Stern stehen

Und an die denk ich, wenn nachts nach ½ 10

Meine Augen zum dunklen Himmel sehen.

Persönliche Aufzeichnungen „Manchmal sitz‘ ich unter Menschen“, 8.2.1941

Persönliche Aufzeichnungen "Manchmal sitz' ich unter Menschen", 8.2.1941

Persönliche Aufzeichnungen „Manchmal sitz‘ ich unter Menschen“, 8.2.1941

Manchmal sitz ich unter Menschen u. weiss nicht warum. Denn ich denke, dass Menschen nicht dazu erschaffen sein können um zu lügen. Aber sie lügen. Alle. Meist schlecht und wissen eigentlich garnicht warum. Aber – alle.

Da kommt mir der Gedanke, was wir Menschen täten, wenn z. Beispiel die Linde, die so schön vor meinem Fenster steht und ihre Äste wie abwehrend vor die Geheimnisse hält, die sich hinter meinen allzu durchsichtigen Schichten (?) verbergen ach, – auch meine Geheimnisse sind alle voller Lügen – , wenn nun diese Linde, sag ich, plötzlich auf die Idee käme uns nachzueifern. Mitten im schönsten Winter würde sie anfangen ihre Blüten aus dem Schnee zu stecken nur so zum Spass, denn warum lügt man denn?

Und wenn dann die Menschen kämen! Und sagten “Seht doch die dumme Linde, die hat sich ja in der Jahres Zeit geirrt“ – und “Die Linde da, die hat’s aber eilig – mitten im Winter“ Am nächsten Tag aber hätte die Linde all die Knospen wieder versteckt. Ja, dann wären die Menschen erst recht aus dem Häuschen. “Die will uns wohl foppen“ Ich glaube gar das Amt für Verschönerung der Grossstädte würde einen Ministerialrat entsenden u. wer weiss ob man sie nicht zur Untersuchung erst mal abholzen würde. Die Untersuchung aber, die von scharfsinnigen Baumpsychologen geführt würde, ergäbe, dass die arme Linde ihren Tod selbst verschuldet hätte, denn sie wollte uns ja nur mal anlügen.

Persönliche Aufzeichnungen über das Schreiben, 1940er Jahre

Persönliche Aufzeichnungen über das Schreiben, 1940er Jahre

Persönliche Aufzeichnungen über das Schreiben, 1940er Jahre

Sicher ist es wichtig, täglich ein paar Worte im Freien niederzuschreiben. Die Worte, kaum gefunden, verflüchtigen sich, laufen dem Surren der Gräser, dem Zirpen der Grillen, ja dem Klingeln der Sensen nach u. kehren wieder zu Dir zurück, klar und gläsern, als wären sie durch ein Bad geschwommen, sitzen nackt und frierend um Dich herum und nun deckst Du sie zu mit der Hülle Deines Atems: Da gibt es keinen falschen Ton in Deinen Sätzen, denn viele sind, die nicht mehr die Kraft haben sich an Deinem Atem zu wärmen; die sterben dann, wie Blumen in schlechten Töpfen. So ist das Maass [= Maß] aller Dinge am besten zu messen am Wind und dem Geruch der Erde.

[Heinz] Kuntze-Just (Star-Revue) an Curd Jürgens. Hamburg, 18.11.1955

[Heinz] Kuntze-Just (Star-Revue) an Curd Jürgens. Hamburg, 18.11.1955

[Heinz] Kuntze-Just (Star-Revue) an Curd Jürgens bzgl. Schreibens einer Novelle. Hamburg, 18.11.1955