ERINNERUNGEN VON MARCEL M. MEIER
Das Verhältnis zwischen Kunde und Finanzberater muss schon von der Sache her unauffällig und diskret sein. Wenn ich mich entschlossen habe, einige Erinnerungen preiszugeben, so deshalb, weil Curd Jürgens ein überaus liebenswürdiger, humorvoller Mensch war, an den ich gerne zurückdenke.
Ein Reporter fragte Curd Jürgens einmal, ob er bei seiner sozialistischen Haltung keine Bedenken habe, viel zu verdienen: „Ich habe mich nie gescheut, Geld zu verdienen. Das ist mein gutes Recht. Ich arbeite sehr viel – sehr viel mehr als andere in meinem Beruf“, war seine Antwort.
Jürgens war ein großes Talent und er arbeitete hart. Dass sich bei 141 Filmen, zahlreichen Auftritten auf den Bühnen der ganzen Welt und schließlich auch im Fernsehen erhebliche Einnahmen ergaben, brauche ich nicht hervorzuheben. Allerdings waren die Gagen wesentlich niedriger als heute.
Als er von der Firma Maxwell Coffee für einen Fernsehspot angefragt wurde, konsultierte er zuerst seinen Schauspielerkollegen David Niven, der wie er ein Haus in Gstaad in der Schweiz besaß. “Why not”, entgegnete ihm dieser, “it’s time to cash in my friend.”
Die vielen Reisen, die unzähligen Empfänge und Partys, die Geschenke an seine Partnerinnen und Freunde – Jürgens war stets großzügig – verschlangen erhebliche Mittel. Neben dem Golfspielen liebte er es, Häuser zu bauen, sich in seiner Fantasie auszumalen, wie schön ein Raum, Durchgang, eine Terrasse aussehen müsste, damit man sie wirklich genießen konnte. So ließ er am Terrassengeländer seines Hauses in Gstaad einen langen Klapptisch anbringen, hinter dem man zwar nebeneinander saß, von dem aus aber jedermann die ganze traumhafte Aussicht auf die Berner Alpenwelt genießen konnte.
Im Laufe seines Lebens entwarf Curd Jürgens neue Häuser, die auch gebaut wurden. Es kam vor, dass er von einer Amerikareise als Besitzer eines neuen Grundstückes nach Hause kam, das er im Hinblick auf seine „architektonischen Ambitionen“ gekauft hatte. Am besten war ihm wohl sein Heim in St. Paul-de-Vence gelungen, jedenfalls war es einer seiner liebsten Aufenthaltsorte.