Schriften zum Schauspieler im Theater und im Film, ca. 1940er Jahre

Schriften zum Schauspieler im Theater und im Film, ca. 1940er Jahre

Schriften zum Schauspieler im Theater und im Film, ca. 1940er Jahre

Schauspieler[,] die am Theater mit Leichtigkeit seitenlange Texte auswendig lernen, die zum Studium einer Rolle grossen klassischen Ausmasses nur wenige Tage brauchen kleben oft ängstlich an einem Dialogfetzen wenn die Kamera zu surren beginnt:

Ist es die Nervosität der Premiere? Nein[.] Die Angst vor der “Technik“? Wohl nur zum Teil: Immer muss es das unbewusste Gefühl der Unterlegenheit gegenüber einem Ding sein das immer konzentriert ist.

Die Kamera ist immer konzentriert

gesammelt

Der Mensch und der Darsteller vor allem leider nicht.

Die Kamera erinnert mich oft an ein Tier, das den Menschen verwundert, gesammelt, überlegen, mit der atavistischen Konzentrationsfähigkeit anschaut.

Schriften zum Schauspieler im Theater und im Film, ca. 1940er Jahre

Schriften zum Schauspieler im Theater und im Film, ca. 1940er Jahre

Die Erkenntnis, dass eine Scene wirkungslos ist wenn der Darsteller nicht im richtigen Licht steht, hat den Filmschauspieler gezwungen aus der Beengung, der Einschränkung der persönlichen Freiheit wie ich es nennen möchte, eine Tugend zu machen und so muss seine Arbeit viel mehr als am Theater immer eine gebändigte eine beherrschte Leistung sein, deren Kraft eben darum suggestiv und unmittelbar wirkt. Weiterlesen

Curd Jürgens über Romy Schneider in den 1950er Jahren

Curd Jürgens über Romy Schneider in den 1950er Jahren

Curd Jürgens über Romy Schneider in den 1950er Jahren

Ich stelle vor: “Preminger – Magda Schneider.“

“Und ich weiß nicht, ob Sie von Romy Schneider gehört haben, Magdas Tochter. Sie ist im Moment in Deutschland ein unerhört erfolgreiches Mädchen. Sie ist unsere ‚Wunder-Sissy’.“

Da zupft mich Otto Preminger am Arm und zieht mich auf die Terrasse hinaus. Und sagt: „Spricht dieses zauberhafte Mädchen denn englisch oder französisch? Ich drehe in zwei Monaten hier an der Côte d’Azur der Sagans Erfolgsbuch ‚Bonjour Tristesse’. Eigentlich bin ich nur hier, um mir Ihr Haus anzuschauen, ob ich hier filmen könnte.“ Weiterlesen

Tagebuchähnliche Aufzeichnungen über Kriegserlebnisse, Anfang 1940er Jahre

Tagebuchähnliche Aufzeichnungen über Kriegserlebnisse, Anfang 1940er Jahre

Tagebuchähnliche Aufzeichnungen über Kriegserlebnisse in Thüringen, Anfang 1940er Jahre

Ich wäre so glücklich bei meiner Wanderung durch Täler, Auen Schluchten und Wälder Thüringens, aber soviel hemmt meine Freude. Den Bauern und Einheimischen bietet scheinbar mein Anblick Stoff zu lauten Beurteilungen, lustigen Kritiken und hämischen feindseligen Glossen. Diese aber machen mich unsicher, flössen mir ein unangenehmes Gefühl von Fremdheit ein, das etwa einen Gast befällt, dem der Wirt die Sperrung des Lokals in Aussicht stellt.

Zum zweiten ist es die Unsicherheit der Verhältnisse ganz allgemein. Polizisten kommen fragen nach Papieren u. Reiseziel und sind eigentlich recht enttäuscht dass man frei herumläuft. Und kein Deserteur ist. Dabei fällt mir der Dialog einer Gruppe vorübergehender französischer Arbeiter ein, als ich mich mit Rucksack und Gummimantel unter einem Baum verkroch: Regardes-celui là, il l’air d’un parachutiste, hein. – worauf der zurück, nach einem prüfenden Blick auf mein trotz Kürzung noch immer langes Haar resümmierte: Plutôt d’un artiste fasc[h]iste“ Weiterlesen

Tagebucheintrag vom 9.10.1971

Tagebucheintrag vom 9.10.1971

Tagebucheintrag vom 9.10.1971

Der Geburtstag des A[lten] Herrn: Samstag, den 9. Oct.

heute ist 1971

Wenn ich mich jetzt hingesetzt habe und zu schreiben beginne, so geschieht es nur, weil ich nichts aber absolut garnichts anderes zu tun habe. Vielleicht vergeht mir beim Schreiben die Zeit schneller bis irgend etwas geschieht Denn geschehn wird etwas. Nur bin ich noch nicht sicher ob ich die Initiative ergreifen werde, oder irgend jemand anders. Oder ob die Dinge in’s Rollen kommen werden, wie man so schön sagt, wenn man anonym bleiben will. oder muss.

Paris ist still am Samstagnachmittag Es sind die Stunden, wo die Fremden – zuviel französische Küche im Magen – widerkäuend vom Louvre zum Arc de Triomphe schlendern, die Concierge’s vor ihren Fernsehapparaten das Fussballspiel der Woche verfolgen, und die wenigen Pariser, die nicht auf dem Land dem Do-it-yourself frönen, Siesta halten.

Tagebucheintrag, 28.4.1970

Tagebucheintrag, 28.4.1970

Tagebucheintrag, 28.4.1970: Trennungsphase von Simone

Es ist Sonntag, der 28. April. Gestern gegen ¾ 7h kam Simone. Ein leises Klopfen an die Tür 613 und da stand sie. Wie um dies andere Leben zu dokumentieren hatte sie den „Leoparde de Somali“ 25.000 $ Dollar Mantel an und wie bei all den früheren Anlässen einen kurzen Schafspelzüberhang – der – schmutzig grau – in ein Leben passen sollte das von meinem weit entfernt zu sein schien. Schon während der Begrüssung brachen wir beide in Tränen aus und bevor ich noch fähig war ein Wort zu sagen wehrte sie ab: „Still keine Fragen, bitte“ Wir sassen ohne viele Worte nebeneinander auf dem Kanapée

Sie war weich und garnicht streng. Nach einer Weile sagte ich [„]Ich geh auch zu Fuss mit Dir nach Kathmandu, wenn Du willst. Dort ist Ruhe & Stille und wir können zum Himmel hinauf marschieren“

„Machen wir keine Pläne“, meint sie. Die Stunden wackeln träge an uns vorbei, wie überalterte Zahlkellner eines Caféhauses, die immer auf der Suche nach jemandem sind, bei dem sie kassieren können

Tagebucheintrag vom 2.1.1959

Tagebucheintrag vom 2.1.1959

Tagebucheintrag vom 2.1.1959. Autograph: Curd Jürgens

2. Januar

Gegen 3h, ohne sonderliche Feierlichkeit, ohne sonderlichen Höhepunkt, ohne besonderen Einschnitt – das neue Jahr – wahrgenommen zu haben – gingen Simone & ich in XAVIERE & Steffi’s Zimmer schlafen, so den Rest der zusammengeschmolzenen Gesellschaft unter der Obhut der Schwiegermutter & Steffis lassend.

Ich kann nicht sagen, dass es ein besonders sensationelles Sylvester war, weder äusserlich noch emotionell, wo ich doch gern und abergläubisch solchen Augenblicken eine Bedeutung beimesse, und eifrig nach Elementen suche, die einen Ausblick geben. Diese Engländer kennen keine Feiertage – Gleich wieder arbeiten, am 1. Jänner!

Wir drehen da an einem entlegenen, pittoresken Platz, ungefähr eine Stunde Motorbootfahrt vom zentralen Star-ferry-Hafen Hongkongs entfernt[.] Es soll dort die Sequenz entstehen, in der das Fährschiff an den rotchinesischen den Ufern strandet. Ein fauler Nachmittag in stechender Sonne, blaue violett schillernde Hügel ragen dicht in’s gelbe chinesische Meer, Dschunken mit bettelnden Bewohnern umringen das Fährschiff die IFAA-TSAN, in der Ferne hält ein Polizeiwachboot. Um sicher zu sein. Die rotchinesischen Gewässer sind nicht allzufern, und es könnte leicht passieren, dass die Filmgeschichte Wahrheit wird. Walter Hiss, der Quickcorrespondent, der hergeschickt […] Weiterlesen

Tagebucheintragungen vom 5.8. bis 8.8.1947

Tagebucheintragungen vom 5.8. bis 8.8.1947

Tagebucheintragungen vom 5.8. bis 8.8.1947. Autograph: Curd Jürgens

5. August

Premiere [Anm.: von „Die Frau des Potiphar“] verläuft einwandfrei

Nachts nach der Premiere über die Tauern[,] Katschberg nach Ossiach, in Zillach wird die Zylinderkopfdichtung brüchig ich finde eine neue[,] gegen 2h bin ich bei den Filmleuten [Anm.: gefilmt wird HIN UND HER (1947), R: Theo Lingen]. Quartier bei einer singenden Schneiderin in einem entzückenden Holzhäusl wo ich hoffentlich viel Ruhe haben werde […]

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Tagebucheintragungen vom 21.7. bis 22.7.1947

Tagebucheintragungen vom 21.7. bis 22.7.1947

Tagebucheintragungen vom 21.7. bis 22.7.1947. Autograph: Curd Jürgens

21. Juli

Nachts 3h Abfahrt mit Kammersänger

Fahrt  von Graz nach Salzburg. Gegen 4h sind wir in der Nähe des Pötschenpasses[,] da kommt jenseit des Bergrückens majestätisch die Sonne herauf und bei strahlendem Wetter fahren wir um 10h in Salzburg ein u. sofort auf die Anzugsprobe der „Frau des Potiphar“ von [Anm.: Alexander] Lernet Holenia. Die Besetzung mit Gusti Wolff ist falsch, und schlecht. Die Regie Os[k]ar W[ä]lterlin’s unmodern, das Stück über die Maassen [= Maßen] schwach. Meine Rolle zum Glück klein aber ein Baum – Man hätte sich zu den Salzburger Festspielen weiss Gott etwas besseres einfallen lassen können. – Nun, wir machen uns nicht viel daraus, und verbringen die verhältnismässig sehr kurze Probezeit so angenehm wie möglich. Das kleine Hotel Germania in das ich verwiesen […]

Tagebucheintragungen vom 21.7. bis 22.7.1947

Tagebucheintragungen vom 21.7. bis 22.7.1947. Autograph: Curd Jürgens

[…] wurde, wimmelt von Festspiel-Acteuren links neben mir Hans Hocker [= Holler], rechts Gusti Wolff, Helmuth Rudolf, [Anm.: Oskar] Werner oben die [Anm.: Irmgard] Seefried, der [Anm.: Attila] Hörbiger, [Anm.: Herbert] Alsen etc. etc. Der Wagen ist hier natürlich ein beneideter Artikel. Diese treue Blechtrompete bewährt sich toi toi nochmal

Manchmal fahre ich allein auf den Gaisberg, hänge mir meine Hängematte an zwei Bäume und lass mich vom Wind in den Schlaf schaukeln.

Tagebucheintrag vom 8.2.1947

Tagebucheintrag vom 8.2.1947

Tagebucheintrag vom 8.2.1947. Autograph: Curd Jürgens

8. Februar

Jeannette schickt ein nettes verspätetes Weihnachtspa[c]ket mit Cacao, Chokolade [= Schokolade], Öl, Zucker und Zigaretten[.] Retter in der Not sind auch die recht gleichmäßig eintreffenden Pakete von Judiths Vater [Anm.: Architekt Clemens Holzmeister] aus An[k]ara, mit Speck, Nüssen, Zigaretten und Zucker.

Tagebucheintrag vom 6.2.1947

Tagebucheintrag vom 6.2.1947

Tagebucheintrag vom 6.2.1947. Autograph: Curd Jürgens

6. Februar

Tägliche Vorstellungen u. Proben zermürben die Arbeitslust und ich hätte nicht übel Freude daran mal ein paar Tage krank zu spielen.