Curd Jürgens über Romy Schneider in den 1950er Jahren
Ich stelle vor: “Preminger – Magda Schneider.“
“Und ich weiß nicht, ob Sie von Romy Schneider gehört haben, Magdas Tochter. Sie ist im Moment in Deutschland ein unerhört erfolgreiches Mädchen. Sie ist unsere ‚Wunder-Sissy’.“
Da zupft mich Otto Preminger am Arm und zieht mich auf die Terrasse hinaus. Und sagt: „Spricht dieses zauberhafte Mädchen denn englisch oder französisch? Ich drehe in zwei Monaten hier an der Côte d’Azur der Sagans Erfolgsbuch ‚Bonjour Tristesse’. Eigentlich bin ich nur hier, um mir Ihr Haus anzuschauen, ob ich hier filmen könnte.“
Aber die Romy da draußen, mit der wäre ja die Cécile ideal besetzt.“
Ich antworte: “Romy ist ein besonders faszinierendes junges Mädchen mit einem Höchstmaß an Phantasie. Talent hat sie wahrscheinlich auch, denn sie kommt aus einer Schauspieler-Familie.“
Preminger hat die Cécile später nicht mit Romy Schneider besetzt. Er erfand dafür – fürs Ausland – die Jean Seberg. Mit Romy raufte er sich erst Jahre später zusammen, im “Kardinal“. Zuerst mochten sie sich nicht. Aber zum Schluß verstanden sie sich prächtig, wie mir beide Seiten, Otto Preminger gerade in New York und Romy in Frankreich, erzählten.
Romy ist noch oft bei mir auf Cap Ferrat aufgekreuzt, als ich schon mit Simone zusammenlebte. Und ich habe noch immer einen reizenden Kontakt mit ihr. Sie kam, wenn sie traurig [war und] während ihrer Zeit mit Alain Delon düstere, melancholi[sche Mom]ente hatte.
In Matrosenpullover und Bluejeans ging sie zum Hafen, wenn die Dämmerung kam. Und setzte sich auf eine Mauer an der Mole. Sie wartete auf mich. Ich filmte in den Ateliers an der Côte d’Azur. Wenn mein Wagen kam, sprang sie ins Auto, und wir fuhren zusammen nach Hause.
Sie ist romantisch. Ich hoffe, daß sich ihre Sehnsucht, diese Romantik bald erfüllt. Daß sie einen Mann findet, mit dem es aber auch wirklich gut geht. Sie hatte bisher in ihrem Privatleben fürchterliches Pech. Vielleicht allerdings ist sie dadurch zu dieser ganz großen Schauspielerin geworden.
Ich frage mich selbst manchmal, ob ich nicht ein viel besserer Künstler wäre, wenn ich viel weniger Glück im Leben hätte. Aber ich bin froh darüber, daß es so ist wie es ist…
1959 habe ich mit Romy eine zauberhafte Zeit verbracht.
Wir drehten den Film “Katja“.
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