• Der letzte Filmstar

    Zur Rezeption von Curd Jürgens in den USA

Zur Rezeption von Curd Jürgens in den USA

Von Jan-Christopher Horak

Curd Jürgens schaffte den Durchbruch und eine lange Karriere in den USA, eine Leistung, die nur wenige deutschsprachige Filmschauspieler vollbrachten. Er gehörte zum Kreis der echten Filmstars, die nicht nur Aufmerksamkeit durch die US-amerikanische Fachpresse erfuhren, sondern auch das Objekt der Begierde in den Boulevardzeitungen wurden. Zu dieser Elite gehörten Emil Jannings, Conrad Veidt, Paul Henreid, Maximillian Schell, gehören Christoph Waltz [Anm. d. Red.] und Arnold Schwarzenegger, aber (bislang) nur der Zuletztgenannte und Curd Jürgens blieben mehr als zwei Jahrzehnte im Hollywood-Rampenlicht. Außer Veidt sind alle Österreicher oder Wahlösterreicher, eine Feststellung, die Bände über die Vorurteile der US-Amerikaner spricht. Die deutschen schneiden nicht schlechter als andere nichtamerikanische Schauspieler ab. Dass die Filmmanager weiße, amerikanisch sprechende Schauspieler als Medienstars bevorzugen, hängt mit dem Umstand zusammen, dass sie nicht ganz zu unrecht meinen, die Amerikaner lieben auch heute noch sich selbst am meisten. Die Frauen haben da wenig mehr Glück. Im Kreis stehen einsam: Marlene Dietrich, Hedy Lamarr und Senta Berger. Abgesehen von den deutschen Exilanten der dreißiger Jahre, die Hollywood als Zufluchtsort suchten. Wie viele Freiwillige erlitten Schiffbruch an den Klippen der Filmfabrik Hollywood: O.W. Fischer, Horst Buchholz, Liselotte Pulver, Maria Schell, Cornell Borchers, Hildegard Knef, bis hin zu Hanna Schygulla?

Mit Hildegard Knef in Hollywood, 1951

Wie Curd Jürgens sich dort einen Platz erkämpfte, steht hier aber nicht zur Diskussion, sondern die Rezeption des „normannischen Schranks“ in den Vereinigten Staaten. Aus den vielen Pressestimmen, die über die Jahre den Lebensweg von Jürgens begleiteten, lässt sich ein Bild des Schauspielers rekonstruieren, das in zweifacher Hinsicht an der Realität vorbei in die Wunschvorstellungen der amerikanischen Rezipienten sticht. Auf der Leinwand stellte Jürgens nicht nur viele Einzelrollen als Fiktionen dar, sondern er konstruierte über Zeit ein Star-Image im öffentlichen Raum, das sich als übergeordnete Fiktion etablierte. Diese Filmfigur spiegelte das Bedürfnis des Publikums nach bestimmten ideologischen und psychosexuellen Inhalten. Aber auch Jürgens’ sogenanntes Privatleben wurde von ihm selbst, seinen Presseagenten und der Presse als PR-Geschichte im Interesse des Starkults funktionalisiert. Zuweilen galt Jürgens als der letzte Filmstar, weil er anscheinend noch einen Lebensstil kultivierte, der mehr mit der Glanzzeit Hollywoods (vor der Einführung der allgemeinen Einkommensteuer) als mit der zeitgenössischen Realität in der Branche gemein hatte. Diese zwei zusammenhängenden, aber manchmal widerspüchlichen narrativen Stränge der Curd-Jürgens-in-Amerika-Saga sagen mitunter viel mehr über die Inhalte der amerikanischen Medien, über die Bilder in den Köpfen der Amerikaner aus, als über den Menschen, der sich in Los Angeles Curt Jurgens nannte.

Curt Jurgens

Es ist auffallend, wie oft das Adjektiv „stolid“ in Zusammenhang mit der Leistung Jürgens’ in den Rezensionen seiner amerikanischen Filme fiel. „Stolid“ heisst im Amerikanischen „nicht leicht beweglich oder geistig agil, passiv aus Dumpfheit oder Dummheit.“ Das Wort wird nicht selten in Verbindung mit der stereotypen Beschreibung des Deutschen benutzt. Doch im Gegensatz zur deutschen Feuilletonpresse, die ein ähnliches Urteil über den Schauspieler Jürgens fällten, wurde das pejorative Adjektiv in Amerika neben positiven Eigenschaften der Person Jürgens eingesetzt. Jürgens galt als Charmeur, als europäischer Dandy, als männliches Sexobjekt: „Six Feet Four of Nordic Charm“. Indem Jürgens beide Eigenschaften in seinem Image verkörperte, Trägheit und Charme, trug er zu einer positiven Änderung des öffentlichen Bildnisses der Deutschen im Nachkriegsamerika bei, eine Änderung, die nicht nur wegen den anhaltenden, durch Krieg und Holocaust bedingten Ressentiments der Amerikaner gegen Deutschland notwendig, sondern auch im Zeichen des Kalten Krieges propagandistisch erforderlich war. Curd Jürgens kreierte für die Amerikaner einen „guten Deutschen“, einen, der trotz vergangener moralischer Schwäche wieder in die Gemeinschaft aufgenommen werden sollte. So wurde seine Unbeweglichkeit als tugendhafte Standhaftigkeit gedeutet, Wernher von Braun, der Massenmörder, verwandelt sich in den ernsthaften Wissenschaftler des Weltalls, ob in Penemünde oder Cape Canaveral.

WERNHER VON BRAUN – I AIM AT THE STARS (1960)

Die Akzeptanz dieser Transformation hing aber zum Teil von der zweiten Fiktion ab, die des internationalen Playboys, Jetsetters, Liebhabers und Hollywood-Stars, die Jürgens von Anfang an in die Seiten der Klatschpresse brachte. Noch in den Nachrufen wurde ein Satz aus seiner frühesten Hollywoodzeit zitiert: “With the taste for the romantic and extravagant, he once said the things he liked best were ‘comfort, women, whisky, marriage and work‘.“[i] Die vielen Ehefrauen, Freundinnen, Villen, Reisen, Parties und anderen exzessiven Geldausgaben faszinierten die Amerikaner (wie eben auch die Europäer), die Kapitel um Kapitel serviert bekamen, der Reigen sich ständig bewegend. In Interviews und Stories wurde das französische Element des „privaten“ Jürgens betont, das auch tatsächlich in seiner Biografie verankert war, so dass er immer weniger als Deutscher, eher als Internationalist, in Erscheinung trat, zu Hause in Südfrankreich ebenso wie in Hollywood oder Wien. Auch diese PR-Strategie trug dazu bei, das Bild des strengen, vom Preußentum und Faschismus geprägten Deutschen im öffentlichen Bewusstsein der Amerikaner im Sinne der neuen Weltordnung zu modifizieren.

DEBÜT IN AMERIKA

DES TEUFELS GENERAL (The Devil’s General / Le Général du Diable, 1955, R: Helmut Käutner) führte Curd Jürgens in Amerika ein. Der Film lief in New York im April 1957 an und wurde zum Erfolg, kommerziell wie bei den Kritikern.

In den 1950er Jahren gehörten Kriegsfilme, in denen deutsche Offiziere als brutale Mörder oder Wahnsinnige dargestellt wurden, zu den populärsten action-Genres[ii], doch hier erschien ein neuer Typus. Zum ersten Mal wurde ein Deutscher in einem Film über den Zweiten Weltkrieg präsentiert, der nicht dem Stereotyp des Hollywood-Anti-Nazifilms verpflichtet war, sondern einen von Gewissensbissen geplagten Wehrmachts-General verkörperte, der dennoch seine Pflicht erfüllt. Kurz gesagt, die Amerikaner sahen hier einen Deutschen in Uniform als Identifikationsfigur. Die New York Times beschrieb Harras / Jürgens so: “a tall, handsome hero with a sense of humor, (who) has won his medals honorably and openly hates the Gestapo and industrialists, who are vying for Hitler‘s favor.“[iii] War es Zuckmayers Intention, als er das Stück im ersten Nachkriegsjahr schrieb, einen ehrenhaften Deutschen zu entwerfen, einen potenziellen Mitkämpfer des „anderen“ (antifaschistischen) Deutschlands, der sich am Wiederaufbau eines demokratischen Staates beteiligen könnte, so erscheint Harras / Udet [Ernst Udet, Generalluftzeugmeister der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, war Vorbild für Zuckmayers Harras; Anm. d. Red.] im Film aus dem Jahre 1955 als propagandistischer Vorkämpfer einer wieder aufgerüsteten Bundeswehr (mit ihren ehemaligen Wehrmachtsoffizieren), die jetzt gemeinsam mit den Amerikanern gegen den Kommunismus kämpfen sollen. Durch die NATO hatten sich die Zeiten in der Tat geändert. Aber nicht alle ließen sich von der neuen Politik vereinnahmen. Der Kritiker von Time zum Beispiel war wenig begeistert von dem neuen Image der deutschen Generäle. Seine Rezension endet mit einem Zitat von Harras selbst: „Ich kann nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte.“[iv]

Hollywood aber meldete sich, und im Juli des gleichen Jahres 1957 stand Jürgens vor der Kamera bei 20th Century-Fox unter der Regie von Dick Powell in The Enemy Below (Duell im Atlantik / Torpilles sous l’Atlantique). Jürgens und Robert Mitchum spielten die zwei ebenbürtigen Kontrahenten. Dem Hollywoodmuster nach erhielt Jürgens also eine Rolle, die die Harras-Figur wieder aufgoss. Dazu schrieb der Kritiker von Variety: “To soft soap the German side of the fight for American audiences, Jurgens is quickly established as an anti-Nazi old line Navy man, doing his sworn duty without too much enthusiasm.“[v] Der gute Deutsche war wieder auf der (Welt-) Bühne und Jürgens trug seinen Teil dazu bei. So schreibt James Powers zum Film im Hollywood Reporter: “It is due to Jurgens projection of character that we are able to accept the concept of a good man who wears the uniform with the Swastika decoration.“[vi]

Vielleicht noch wichtiger für die amerikanischen Filmproduzenten: Jürgens zog ein weibliches Publikum in den männlichen Genrefilm und trug somit maßgeblich zum finanziellen Erfolg des Films bei.[vii] Die Filmkritikerin Pauline Kael erinnert sich an die Kino-Rezeption von Jürgens in Des Teufels General:

“Though the film is a melodrama of conscience, it derives much of its impact from the sexual assurance of Curt Jurgens in the leading role: Jurgens creates a mature but dashing figure that is one of the most satisfying romantic images of masculinity that has ever adorned the screen. (When I was running theatres, I was used to schoolgirls phoning for pictures of stars, but only after showings of The Devil’s General were there such requests from ladies with M.D.s and Ph.D.s).“[viii]

Ein weiteres Zeichen der Stärke des Debüts von Jürgens in Amerika: Powell hatte zwei verschiedene Enden für den Film gedreht, eines, in dem beide Helden sterben, eines, in dem die Kapitäne zusammen überleben und sich begegnen. Bei Testvorführungen entschieden sich die Zuschauer für das Happy End[ix] Nach eigenen Aussagen hatte Jürgens mehrere Jahre auf das Angebot einer solchen Rolle gewartet und zuvor mehrere Verträge ausgeschlagen.[x]

Der gute Nazi

WERNHER VON BRAUN / I AIM AT THE (Wernher von Braun – Ich greife nach den Sternen / L’homme des fusées secretes, 1960, R: J. Lee Thompson) verkaufte man als Filmbiografie von Wernher von Braun, der die V-2-Raketen für Hitler und die Atlas-Raketen für Eisenhower und Kennedy gebaut hatte. Anstatt vor einem Kriegsgericht zur Rechenschaft gezogen zu werden, wie es die Engländer wiederholt verlangten, war von Braun sofort in den „kalten“ Kriegsdienst der Amerikaner gegangen. Jetzt wollte die Columbia eine idealisierte und politisch gesäuberte Biografie an den Mann bringen, eine Rolle, die auf das Image von Jürgens maßgeschneidert war. In der Tat bescheinigte man Jürgens, dass er dem Helden sympathische Züge gegeben hatte: “His earnestness creates sympathy for the man, despite a stolid performance.“[xi] Aber als der Film in New York Premiere hatte, demonstrierten Studenten gegen den Film, weil er Nazis glorifiziere, eine Wiederholung von Protesten, wie sie zuvor in München und danach in London stattfanden.[xii] Trotz des damaligen Weltall-Optimismus der Amerikaner gilt der Film als Flop, vielleicht weil er letztlich als Propaganda rezipiert wurde.

Doch jetzt stand der Stereotyp des „guten“ Nazis im Genre fest. In THE LONGEST DAY (Der längste Tag / Le jour le plus long, 1961/62), einem Kriegsfilm zur Invasion in der Normandie, der nur aus Nebenrollen besteht, braucht Jürgens nur wenige Szenen, um die Figur zu zeichnen. In einem Interview beschrieb der Schauspieler selbst seine Rolle als Generalmajor Günther Blumentritt: “My character is a Bavarian, a kindly man who has no great sympathy with the Nazis. He has human moments – gets a little drunk in one scene and recites a poem of Verlaine – he has little in common with the human war machine we are used to seeing in such films.“[xiii]

Wie sehr seine Rolle sich zum neuen Stereotyp entwickelt hatte, geht aus einer Kritik zu MIRACLE OF WHITE STALLIONS (Flucht der weißen Hengste / Le grand retour, 1962/63) hervor: “ (…) and Curt Jurgens as a good Nazi type are no more than stock military figures in an essentially stock film.“[xiv] In späteren Jahren spielte Jürgens viel eher den Bösewicht (THE SPY WHO LOVED [Der Spion, der mich liebte / L’Espion qui m’aimait, 1977, R: Lewis Gilbert]), doch wie das Presseheft zu GOLDENGIRL (De l’or au bout de la piste, 1979, R: Joseph Sargent) noch mitteilte: “Curt Jurgens is one of the few actors successful at playing a sympathetic villain.“

Doch ob Held oder Schurke, Jürgens legte man auf Ausländer fest. Lediglich ein einziges Mal durfte Jürgens einen Amerikaner in einem amerikanischen Film spielen, und zwar gleich am Anfang seiner Karriere, als er in THIS HAPPY FEELING (Männer über Vierzig / Le démon de midi, 1958) einen wohlhabenden Schauspieler darstellte, der gerne junge Mädchen vernascht. Diese aus dem Leben gegriffene Rolle deutete klar auf sein Image als Playboy, das von der Klatschpresse überraschend schnell lanciert wurde.

Image als Playboy

Schon im Sommer 1957, als Jürgens noch vor den Kameras seines Hollywood-Debütfilms stand, verfasste Joe Hyams in der New Yorker Herald Tribune ein erstes Porträt. Hedda Hopper, die Königin der Klatsch-Journalistinnen Hollywoods, folgte im Februar 1958 mit einem Artikel, der in mehreren Fassungen in ganz Amerika erschien. Im Juli 1959 veröffentlichte dann die andere Klatschkönigin Amerikas, Louella Parsons, ein oft nachgedrucktes Porträt zu Curd Jürgens usw. Noch Ende der 1970er Jahre erschien unter der Überschrift “Curt Jurgens, the Last of the Old-Style Sybarites“ ein ganze Seite zu Jürgens in der Los Angeles Times[xv]. Erstem ebenso wie letztgenanntem Artikel war gemein, dass sie Jürgens’ Lebensstil unter die Lupe nahmen, dabei bestimmte Themen obsessiv ins Licht rückten: Immobilien, Frauen und Geld.

Mit Helmut Käutner in Hollywood, 1957
Curd Jürgens’ Terminkalender, 1960er Jahre

Vielleicht weil es den Amerikanern unverständlich ist, dass man nicht unbedingt in ihrem Lande leben möchte, erwähnten die Schreiberlinge immer wieder seine Entscheidung, nicht in Hollywood zu leben und stattdessen viele Domizile im Ausland zu besitzen, ob in Vence, Wien, Cap Ferrat, Cádiz, den Bahamas, Zürich oder den Schweizer Alpen. Für das ständige Umherziehen gab der Schauspieler die Erklärung, er hasse Hotels, aber die Folge war, dass man ihn als Jetsetter wahrnahm. In den Zeiten, wo Jürgens beruflich in Hollywood zugegen sein musste, mietete er sich in die größten Villen der Filmkolonie ein, eine Entscheidung, die wiederum seinen Ruf als „big spender“ verstärkte. Doch das Leben „ohne Zuhause“ förderte auch den Eindruck, Jürgens sei nicht mehr als Deutscher zu identifizieren. In der Tat trug der Filmstar selbst zur Verwischung seiner nationalen Identität bei, indem er sich selbst als Österreicher mit einer französischen Mutter und einem viel gereisten deutschen Vater ausgab.

Das ständige Austauschen von Wohnungen ging Hand in Hand mit dem Wechsel der weiblichen Begleitung. Als Jürgens in Amerika ankam, hatte er drei Ehen hinter sich, u.a. mit der in Hollywood schon bekannten Ungarin Eva Bartòk. Damals oft zitiert wurde der Satz von Brigitte Bardot, Jürgens habe Sex-Appeal wie kein anderer. Oder Ingrid Bergman, die meinte, er habe mehr Charme im kleinen Finger als die meisten Männer im ganzen Körper.[xvi] Die erotische Ausstrahlung im Film wurde durch die vielen öffentlich diskutierten Beziehungen unterstützt und machte ihn zu einem Faszinosum für viele Frauen in Amerika wie eben auch in Europa. Seine Frauengeschichten galten immer als berichtenswert, so widmete der Los Angeles Examiner Simone Bicheron, dem 21-jährigen Mannequin, das Jürgens’ vierte Frau werden sollte, einen dreiseitigen Bericht.[xvii] Über die Jahre betonten die Zeitungsartikel immer wieder, wie jung die Frauen um den älteren Schauspieler waren, etwa mit Schlagzeilen wie “Curt Jurgens, 56, Talks About His Romance With a 23-Year-Old Brazilian Beauty“[xviii]. In einer Zeit in der Cary Grant und andere Filmstars fast immer Frauen hatten, die zwanzig Jahre jünger waren, stellte Jürgens keinen Sonderfall dar, sondern sein Status als Star wurde durch solche Geschichten eher verstärkt. Dagegen wurde das Verhältnis zur schwarzen amerikanischen Schauspielerin Dorothy Dandridge in der Presse verschwiegen, da eine sexuelle Beziehung zwischen Weißen und Schwarzen in den 1950er Jahren noch als Tabu galt.

Mit Dorothy Dandridge in TAMANGO (1958) und bei den Filmfestspielen Cannes, 1957

Die Presse berichtete ebenso gern über die vielen Parties und das ausschweifende Leben des Schauspielers. Er galt als einer der letzten Filmstars, die noch Parties für mehrere Hundert Leute gaben. So schrieb Louella Parsons: “Not since the old elegant days of the movie colony when our stars lived like kings, has there been anything resembling the style in which Curt Jurgens and his beautiful bride, Simone Bicheron, live.“ Dieses Image blieb Bestandteil der Berichterstattung bis nach seiner Herzoperation, als die Klatschpresse schockiert seine Gedanken zum Freitod mitteilte.[xix] Auch seine letzte Party, die Wiener Trauerfeier mit 15.000 Gästen im Fackelzug bei Nacht wurde mit Schlagzeilen in Variety bedacht.[xx] Eine solche Schau hatte es in Hollywood seit dem Tod Valentinos nicht mehr gegeben.

Jan-Christopher Horak: Der letzte Filmstar. Zur Rezeption von Curd Jürgens in Amerika. In: Hans-Peter Reichmann (Hg.): Curd Jürgens. Frankfurt am Main 2000/2007 (Kinematograph Nr. 14)

Anmerkungen:

[i] Siehe Nachruf New York Times, 19.6.1982, S. 18, New York Post, 18.6.1982, S. 13. Weitere Nachrufe erschienen in Variety, 23.6.1982, o.S., Los Angeles Times, Time, Newsweek, Los Angeles Herald-Examiner (Ausschnittarchiv der Margaret Herrick Library at the Academy of Motion Picture Arts & Sciences, Beverly Hills, im Folgenden AMPAS).

[ii] Es hatte im letzten Kriegsjahr und in den Jahren kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ein kurze Flaute in der Produktion von Anti-Nazifilmen gegeben, aber mit dem Film Berlin Express (USA 1948) von Jacques Tourneur war das Genre wieder beliebt.

[iii] N.N.: The Devil’s General. In: New York Times, 16.4.1957 (Zeitungsausschnittarchiv, New York Public Library at Lincoln Center, im Folgenden NYPL), o.S.

[iv] Time, 13.5.1957, S. 110.

[v] Variety, 25.11.1957 (AMPAS), o.S.

vi] James Powers: Enemy Below. In: Hollywood Reporter, 25.11.1957 (AMPAS), o.S.

[vii] Siehe hierzu Hedda Hopper: Six Feet Four of Nordic Charm. In: Chicago Sunday Tribune Magazine, ca. Februar 1958, NYPL), o.S.

[viii] Pauline Kael: Kiss Kiss Bang Bang. New York, o.J., S. 320.

[ix] Siehe Pressemitteilung zu The Enemy Below der 20th Century Fox, Harry Brand, o.D. und Phillip K. Scheuer: The Enemy Below. In: Los Angeles Times, 3.11.1957 (AMPAS), o.S.

[x] Siehe Joe Hyams: It’s Now Curt (Not Curd) Jurgens. In: New York Herald Tribune, 26.7.1957, o.S., Erskine Johnson: Curt Jurgens is Living It Up. In: Los Angeles Mirror News, 11.2.1958, o.S., Hopper, a.a.O. (NYPL), o.S.

[xi] Margaret Harford: Rocket Scientist’s Story Told on Film. In: Los Angeles Mirror, 22.10.1960, o.S., auch James Powers in Hollywood Reporter, 7.9.1960, o.S., Phillip Scheuer in Los Angeles Times, 11.9.1960, o.S., John L. Scott: Two Suspense Films. In: Los Angeles Times, 20.10.1960 (MPAS), o.S.

[xii] Siehe N.N.: Police Scatter Shouting Pickets Plaguing ‘Aim at the stars’ on B’way. In: Variety, 24.10.1960, o.S.

[xiii] Hedda Hopper: To Find Curt Jurgens, Look in the Lap of Luxury. In: Chicago Sunday Tribune Magazine, o.D. (1962) (NYPL), o.S., auch N.N.: Leading Man, European Style. In: New York Times Magazine, 18.11.1962, o.S.

[xiv] Bosley Crowther: Miracle of the White Stallions. In: New York Times, 23.5.1963, o.S.

[xv] Roderick Mann: Curt Jurgens, the Last of the Old-Style Sybarites. In: Los Angeles Times, 4.6.1978, S. 40.

[xvi] Siehe Jesse Zunser: German Film Invasion Gathers Speed. O.O, o.J. (ca. Februar 1958), New York Post, 18.6.1982 (NYPL), o.S., Peer Oppenheimer: Curt Jurgens. Charmer of Two Continents. In: Hollywood Citizen-News, 22.11.1958, S. 4.

[xvii] Siehe Warren Hall: The Capture of Curt Jurgens. In: Los Angeles Examiner, 12.4.1959, S. 4, S.23.

[xviii] National Enquirer, 27.8.1972 (NYPL), o.S., auch William P. Luce: The Man You’ll Love to Hate. In: New York Times, 27.7.1977, S. C15.

[xix] N.N.: Aging Curt Jurgens shocks the World as He Talks Openly About Life & Death. In: Star, 4.11.1980 (NYPL), o.S.

[xx] Ernie Reed: 15,000 Attend Torchlight Burial For Curt Jurgens. In: Variety, 7.7.1982, S. 2/69.